Ein Begräbnis ist wie Weihnachten.
Du glaubst mir nicht? Du musst herrichten und vorbereiten, du musst einladen und planen. Du schmückst den Raum und die Familie kommt mit gemischten Emotionen zusammen. Mitunter brodeln alte Zwiste wieder auf. Du versuchst es bloß für alle anderen schön zu machen und bist dir selbst dabei gar nicht so wichtig. Ob da nun Sarg, Urne oder Baum von Kerzen sanft beleuchtet in der Mitte stehen und rundherum sich teure Geschenke oder Kränze umwunden von goldenen Schleifen wiederfinden, macht auch schon keinen Unterschied mehr. Für manchen geht es dabei letztendlich nur ums Essen und den Ritus hinterfragt sowieso schon keiner mehr. „Weil’s immer schon so war bei uns“. Weil man es so erwartet.
Doch die Show Begräbnis hat für Viele, die sich zum ersten Mal als ihr Eventmanager (Arrangeur) wiederfinden einen zusätzlichen bitteren Beigeschmack. Denke nochmal an Weihnachten; Auf heilig Abend bereiten wir uns jedes Jahr mehrere Monate im Vorhinein vor. Wir haben als Kinder, in Kino und Zeitschriften und natürlich live bei Familie und Freunden gelernt, wie diese Show auszusehen hat und was wir uns davon emotional erwarten können.
Was erwarten wir von einem Begräbnis?
Wer hätte uns dazu schon jemals etwas beigebracht? Und so oft wir diesen Tag schon erlebt haben – was hat sich wirklich unterschieden? Was wird uns davon erzählt? Welche Worte verwenden wir in unserem Sprachgebrauch? „Der letzte Weg, der schlimmste Tag, ein Abschied für immer, Tränen und Leid – schlimm wars – aber so a schönes Begräbnis“. Also kein Wunder, wenn in unserer Kultur „ordentlich getrauert werden muss, damit die anderen nicht schlecht über einen reden“.
In Wirklichkeit gibt es zwei verschiedene Kategorien von Shows, die da auf heimischen Friedhöfen geboten werden. Die eine ist die, nach der Meinung der Anderen.
Was beispielsweise die Dorfgemeinschaft erwartet, wird erfüllt: „weil man das halt so macht bei uns“. Nur nichts hinterfragen, man könnt den Tod dabei ja heraufbeschwören. Auf den gut meinenden Bestatter (ja, den ohne monetären Hintergedanken) hört man, denn er ist der Profi. Was er als gut und teuer empfiehlt, wird aus Angst vor denen, die sich das Maul drüber zerreißen könnten, gekauft. Man selbst ist ja ahnungsloß und kann sich eben nur auf "das macht man so" berufen, um ja nichts falsch oder gar zu wenig zu machen. Diese Kategorie ist auch für diejenigen perfekt, die sich mit der Vorbereitung für ein Begräbnis gar nicht lange befassen wollen. Workaholics z.B., die sich nur ungern für das Begräbnis der Erbtante vormittags frei nehmen wollen oder Menschen, die sich mit ihrer eigenen Gefühlswelt lieber nicht auseinandersetzen wollen. Die 5-10 Tagen vor einem Begräbnis lassen sich so wunderbar mit Stressprogramm a la entscheiden, planen, anrufen, informieren, einladen, bestellen usw. auffüllen, ohne dass man auch nur ein Mal dabei an sein eigenes Seelenheil denken müsste. Man könnte ja mal plötzlich anfangen zu weinen. Das machen große Kinder nicht.
Kategorie Nummer zwei hat nur wenige Vertreter. Es sind die Art von Shows, die wirklich guttun sollen. Wo Menschen bewusst Entscheidungen treffen, die ihnen das Hier & Jetzt und das Morgen leichter machen sollen. Menschen die selbstbestimmt mit dem Weg, seinen Möglichkeiten und der Situation umgehen, in der sie sich und ihre Liebsten nun wiederfinden. Diese Art von Begräbnissen ist nicht weniger komplex in ihrer Planung oder Realisation. Meist gar umfangreicher oder viel ausgeschmückter. Sie sind wirklich individuell. In ihnen werden selbst verfasste Zeilen vorgetragen oder Instrumente bei der Aufbahrung gespielt. Ja sogar gemeinsamer Gesang in Kirche, Halle oder am Grab hat hier seinen Platz. Hier kommt es vor, dass man als Grabredner Hinterbliebene sagen hört:
“ich weiß gar nicht, ob ich das sagen darf, aber irgendwie freu ich mich schon drauf“.
Dann weiß man als Dienstleister – wir sind auf dem richtigen Weg diesen Menschen wirklich etwas Gutes zu tun. Und das Beste daran – keiner der Schritte dorthin wird als leidvoll erlebt! An solchen Tagen hört man nicht: “ach, wenn es nur schnell vorbei sein könnt“.
Tipp:
Ein Begräbnis ist, hat und braucht einen Ritus. Geh bewusst mit diesem Tag um. Er frägt dich, (wenn es nicht sowieso dein Bestatter/Trauerredner tut): “was machst du/wir daraus?“
Erfülle nicht bloß Erwartungen anderer und lade ruhig die aus, die nur zum Schauen, blöd Reden oder Essen kommen. Oder tröstet dich ein lapidares „mein Beileid“ wirklich? Lade aber im Gegenzug auch diejenigen ein, die mit ihrer Anwesenheit wirklich Anteil an diesem Tun zeigen wollen.
Auch der Satz „nur im engsten Kreis“ macht denjenigen Anteilnahme und den Ausdruck ihrer eigenen Trauer unmöglich, die nicht erscheinen durften. Lies zu diesem Gedanken meinen Blog Ein Begräbnis oder mein Begräbnis.
Wähle Handlungen, Musik, Symbole, Dienstleistungen und Dienstleister aus, die dir helfen den Begräbnistag zu etwas Erinnerungswertem zu machen.
Niemand erwartet von dir, dass du dort Pomp und Bühnenshow abziehen lässt. Die, die dir das verkaufen wollen, haben es mehr auf deine Euros als auf „a schönes Begräbnis“ abgesehen.
Erschaffe dir für den Tag des Abschieds von deinen Liebsten deinen eigenen Ritus! Das Begräbnis ist deine Show! Du zahlst ja auch dafür. Es ist aber vorrangig dein Tag mit ihm oder ihr. Mache diesen zu etwas, das du und die Menschen, die du dazu einladen willst, gerne in Erinnerung behalten werden. Wenn das etwas Liebevolles sein soll, wähle liebevolle Dinge, Farben, Dienstleistungen und Musik aus.
Wenn du nicht weißt, welche Dienstleister du dazu beauftragen sollst, lies meinen Blogpost dazu.
Mache dich zu einem emanzipierten Kunden im Thema Bestattung. Denn der Tag wird kommen, an dem man dich fragen wird: „Was möchtest du?“.
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