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AutorenbildMag. Thomas Jahn

Dem Andenken des Verstorbenen gerecht werden

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

Wer kann sagen was das Richtige ist?

Wenn du dich fragst: “Wie mache ich das denn jetzt? Ich muß ein Begräbnis organisieren. Womit beginne ich?“ Ist meine Antwort eine Frage an dich: “Für wen möchtest du es machen?“

  • Für Ihn / Sie?

  • Für die Familie

  • Für die Freunde?

  • Für die Dorfgemeinschaft?

  • Für den Herrn Pfarrer?

  • Für „weil sich’s so g’hört bei uns“?

Wie du diese Frage beantwortest, wird auf alle Entscheidungen, die du nun als Hinterbliebener zu treffen hast, eine inhaltliche und monetäre Auswirkung haben.

Hast du gemerkt, dass ich in der Aufzählung „Für dich?“ ausgelassen habe?

Ich habe das absichtlich ausgelassen, damit du dich selbst testen konntest, wie wichtig du dir in all dem bist. Egal welche andere Variante dir wichtig war/ist, du entscheidest damit immer auch über dich mit.

Muß ich meine Tränen verstecken? Was, wenn ich lachen muß? Was erwartet man von mir?
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Ein Begräbnis ist dazu da, erlebt zu werden. Von dir erlebt zu werden. Ob du das nun aktiv möchtest oder nicht. Du könntest ja auch sagen: “mich soll das alles ja gar nicht so berühren. Ich will mich davor schützen, indem ich mich davon emotional distanziere“.

Und du wärest mit dieser Aussage nicht alleine – nur sagt es keiner laut.


Wir leben aber nun mal in einer Konsumgesellschaft und jeder will für sein Geld das Maximum. Leider aber vergisst der geübte Konsument recht gern, dass Produkte per se keine Emotion beinhalten. Wir assoziieren diese nur mit ihnen.

Warum ich das sage? Weil Begräbnisse von Hinterbliebenen-von-heute wie Produkte gekauft / bestellt / organisiert werden. Und das ist nicht schlecht oder falsch. Aber unsere Erwartungshaltung ist daher eine Produkt- und Verkauf-basierte.

Von allen anderen Produkten erwarten wir positive Aspekte, Reize oder Benefits für uns. Von einer Verabschiedung im Todesfall erwarten wir das Schlimmste (Trauer und Leid) und erwarten doch das Beste („a schöne Leich“).

Deine Erwartungshaltung ist das Gradmaß.

Erwartest du dir nichts vom Bestatter oder Priester, von den Kränzen oder Trägern als das übliche 0815, wirst du auch genau damit abgefertigt werden. Erwartest du mehr, wirst du mehr einfordern und vielleicht eben auch bereit sein (müssen) mehr dafür zu bezahlen. Klingt vielleicht schlimm, aber für manchen ist „die billigste Show“ genau dann die richtige, wenn z.B. die Tante eigentlich immer nur eine garstige war.

Klar mag sich für eine solche Tante niemand finanziell in Unkosten stürzen.

Was aber, wenn dir der Mensch um den du trauerst, wirklich am Herzen liegt? “Für wen möchtest du es dann machen?“ die Frage steht noch immer im Raum. Hast du gemerkt, dass sobald es um deine Achtung, deine Wertschätzung und deine Liebe oder Verbundenheit zu dieser Person geht, sich auf einmal alle Einfluß- und Entscheidungsfaktoren verändern? Du willst „ihm oder ihr mit diesem Begräbnis gerecht werden“ !

Und genau jetzt bist du als entscheidungstragender Konsument (oder eben dein Geldbörserl) in einer ziemlich verletzlichen Situation. Und ja, es gibt Leute da draußen, die das recht gerne ausnutzen, um dir mit: “sie werden sich doch nicht lumpen lassen?“ zu verkaufen. (Ich könnte jetzt aber auch genauso von unseren mit Angst spielenden Bundespolitikern, Ärzten, Versicherungen oder Banken sprechen).

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Die Frage: “wie werde ich ihm/ihr gerecht“ bezieht sich aber vorrangig nicht auf monetäre Ausgaben. Wenn für deine Oma schon immer das Schönste war, dass du zu Besuch kommst, wird deine Anwesenheit bei ihrem Begräbnis wohl genau dem am meisten gerecht werden, was deiner Oma wichtig gewesen wäre: du bist da.

Tipp:


Geh zur ersten Zeile dieses Blogs zurück. Du hast dich doch gefragt: „Wie mache ich das denn jetzt? Womit beginne ich?“

Beginne damit und wähle aus, was euch und dir jetzt momentan gut tut. Nichts anderes – frag dich:was tut mir gut?. Und wenn du nen Tag Pause von allen Entscheidungen machen mußt – nimm ihn dir.

Hinterfrage ganz einfach alles mit dieser Frage und du wirst sehen, die Entscheidungen werden nicht mehr so hereinprasseln auf dich und die Angst vor Fehlern wird von dir abfallen.

Frag dich bei jeder Entscheidung ob das zu erwartende Ergebnis dazu beitragen wird, dass es euch in eurer Trauer ein wenig leichter wird den Weg in eure Zukunft zu gehen.


Werde zuerst dir selbst in deiner ganz eigenen Trauer gerecht, denn du hast das höchste Gradmaß an Pietät in deinen Gefühlen ihm oder ihr gegenüber in dir.

Du kannst niemandem mit deiner Trauer gerecht werden.

Das ist der Grund warum sich städtische Familien deren Großeltern am Land verstorben sind zersprageln können, um es "schön zu machen" und dann doch von den Orts-Pensionisten zu hören bekommen: “bei uns war das aber immer anders“.

Die einzige Frage die zählt: „hätt’s Oma/Opa gefallen?“

Na dann laß Roger Whittaker spielen z.B. „Abschied ist ein scharfes Schwert“.

Na dann zieht euch nicht schwarz an.

Na dann bestell dir einen Grabredner zum Priester hinzu damit es nicht nur Messeritus wird.

Na dann gib deinen Kindern Buntstifte und laß sie Oma’s Sarg bemahlen.

Na dann – hab ein schönes Begräbnis für dich/euch/sie/ihn


Na dann – Mache dich zu einem emanzipierten Kunden im Thema Bestattung.

Nächsten Freitag gehts hier weiter damit. Bis dann!



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