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AutorenbildMag. Thomas Jahn

Der Tod macht Terror

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

Wenn der Tod durch unsere Reihen schreitet wie ein Attentäter mit einem Automatikgewehr durch die Wiener Innenstadt.

Und auf einmal ist alles andere nicht mehr wichtig. Die großen Fragen des Lebens wie Geld, Besitz, Prestige oder eben gar Corona. Auf einmal dominiert Etwas das kollektive Wissen aller, das immer bloß weit hinten in unserer Wahrnehmung residiert hat. Etwas, das nur in anderen Leben, anderen Orts passiert. Nicht hier, bei uns, vor unserer Türe – der Tod.


Keine 48 Stunden war es her, dass bunt geschminkte Menschen den Tod verulkt und in bunten Kostümen mit Effekt-Blut verschmierten Gesichtern zu Halloween durch das Bermudadreieck und den ersten Wiener Gemeindebezirk gezogen sind. Party machend, feiernd. Zwei Tage später war das Blut echt. Die Stimmung panisch, die Straßen leer.


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Autos wurden im Stau zurückgelassen, High Heels ausgezogen, um schneller laufen zu können und der monatelang so brav vorgezeigte Corona Sicherheitsabstand bei z.B. TV Interviews und in Lokalen - alles war plötzlich nicht mehr so wichtig.


Und ein jeder hat verstanden, dass der Tod keinen Unterschied macht ob Gut oder Böse. Dass das jetzt wichtiger ist.


Der Tod macht mit uns – er macht uns bewußt

Und genau das soll unser Heute bestimmen.

Heute ist der Tag danach. Heute ist der Tag der uns frägt: „was machst du daraus?“


Ja da ist Schmerz. Ja da ist Leid. Ja da ist Wut. Aber da ist auch Hilfe. Da ist auch Mitgefühl. Da ist auch Trost.


Und wir können diese erleben. In den Handlungen und Taten unserer Mitmenschen, die in dieser Situation helfen können und wollen.

Da ist die Polizei, die die Bevölkerung in Sicherheit bringt.

Da ist die Rettung die Verletzte versorgt und Leben rettet.

Das sind Menschen wie du und ich. Der Unterschied? Sie machen ihn!


Österreichs Hauptstadt Wien hat in einer Nacht die Vehemenz zu verspüren bekommen, die der Schrecken des Todes in die Glieder all derer, die von ihm hören oder ihn live erleben, fahren zu lassen vermag.


Auch ein sonst so eloquenter Armin Wolf (der seine Sache als Moderator der Live-Sendung auf ORF 2 sozusagen „im freien Flug“ grandios gemacht hat) meinte: “Sie können mir beim Improvisieren zusehen meine Damen und Herren“. Der Schrecken des Todes überfordert Menschen, Strukturen, Systeme.


Und genau das ist plötzlich das veränderte Leben trauernder Hinterbliebener, Familien und Freunde, die vielleicht schon lange vorbereitet waren und gewußt haben es könnte/ es kann / es wird passieren.


Aber wir schieben immer nur weg aus unserem Bewusstsein. Setzen die Scheuklappen auf, wenn das Thema unangenehm wird. Ist es jetzt unangenehm genug?


Aber der Tod macht noch viel mehr. Er bringt das Schlimmste – ermöglicht aber uns zum Besten zu entscheiden.


Der Tod holt uns zusammen

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Nicht erst am Friedhof wo bei den Begräbnissen der durch die Kugeln des Attentäters

Verstorbenen gesagt werden wird: „Wir sind hier heute zusammengekommen weil...“. Sondern bereits in dieser Nacht vom 2.11.2020 hat sich zwischen den geschockten und verängstigten Menschen der Großstadt ein anderes Gefühl stark gemacht. Eines, das völlig Fremde einander hat Hilfe anbieten lassen. Zum Beispiel auf Facebook: „Wer nicht nach Hause kann, wir haben im 7. Bezirk einen Platz zum schlafen!“ „Wer etwas Warmes auf dem Heimweg braucht im 2. – einfach melden - wir haben Mäntel“. Endlich waren sie zu etwas gut, die sonst nur mit blödel-Bildchen befüllten sozialen Medien. Direkte, liebevolle, menschliche Hilfe konnte gegeben und angenommen werden.

Wo sonst im Leid Menschen in Scham und missverstandener Pietät einander ausweichen und vor einander schweigen, gab es Passanten, die auf der Flucht vor den Schüssen einander Türen zu Hauseingängen aufgehalten haben, um auch den Mitmenschen in Sicherheit zu wissen. Die Zivilcourage feierte eine grandiose Blüte.

„Nur am Rande des Abgrundes sind wir bereit uns zu ändern“ heißt es am Ende von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“

Muß es wirklich immer erst zu solchen Extremen kommen, damit wir beginnen unsere Wahrnehmung den wirklich wichtigen Dingen und Baustellen unserer Gesellschaft zu widmen?

Wir haben Happy-Pepi Ablenkungen zu den großen Inhalten unserer Wahrnehmung gemacht.

Der Tod und sein Schrecken korrigiert nur unsere Aufmerksamkeit.


Tipp:


Unser Entsetzen, unser Schrecken, unsere Ohnmacht als Gesellschaft. Das ist, was diese Attentäter des IS und anderer radikalen Truppen antreibt. Das ist, was ihre Phantasie beflügelt Gräuel für uns auszudenken, an denen wir als Gesellschaft zerbrechen sollen.


Sie spielen mit dem Tod als Schrecken, denn sie wissen, dass wir als Gesellschaft uns von ihm mit Scheuklappen abgewandt haben.

Nehmen wir aber dem Thema Tod in unserer Gesellschaft den Schrecken, den er zu verbreiten vermag, nehmen wir den mit Mord und Tod uns Drohenden ihr einziges Argument.


Mache es den Einsatzkräften der heutigen Nacht nach. Sie haben nicht gewusst wie, wie lange und ob sie überhaupt Erfolg gegen das Leid haben werden. Aber sie haben ihr Bestes gegeben und Gutes bewirkt. DANKE DAFÜR


Vielleicht liegt es das nächste Mal an dir einem Menschen in Leid und Trauer beizustehen. Zivilcourage will gelebt sein.

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