Auf einmal wird die schöne Zeit all der Jahre zuvor zu einem Betrüblich und Beschwerlich. Die Vorfreude verliert sich in: „wie wird es ohne ihn/sie werden?“ Das wohlige Warm familiärer Festtage kühlt ab im einsamen Erkennen: „da werde ich jetzt alleine sein“.
Dort wo früher bloße Zweisamkeit gereicht hat, um dem Feiertag ein „wir erleben das wunderbar mit-einander“ zu schenken, vermag nun „allein“ keine Stimmung aufzukommen.
Einladungen werden ausgeschlagen. Man könnte ja an der Zweisamkeit anderer Paare traurig werden. Oder ist es doch nur bloßer Neid? Zerstört man nicht den Anderen die Stimmung mit dem doch unausgesprochenen: „ich will aber dass er / sie wieder da ist!“? Da ist dann auch die Angst, man säße bloß alleine in der Ecke herum. Nach ein, zwei Jahren fragen dann die anderen in pietätvoller Zurückhaltung vielleicht gar nicht mehr. Man will schon alleine mit der Frage nicht weh tun. Der oder die noch immer traurige Hinterbliebene sagt dann selbst: „es paßt schon so, ich will das so. Macht’s euch um mich keine Sorge“. Und man gewöhnt sich immer mehr daran das eigene Leid herunterzuspielen.
Und Jahr für Jahr bricht aufs Neue hervor, was tief in einem selbst verborgen. Was runtergeschluckt und unterdrückt. Was nicht ausgesprochen und nicht ausgelebt. Woran man sich einredet: „..sich schon gewöhnt zu haben“.
„Vielleicht merken die Anderen meine Träne gar nicht. Nur nicht jetzt wieder sentimental werden. Du zerstörst ihnen die gute Stimmung. Reiß dich zusammen. Laß dir nichts anmerken.“ Und während für alle anderen die schönste Familienfeier des Jahres zu dem wird, was sich ein jeder wünscht, wird dieser Tag für jemanden der vermisst zum Spießroutenlauf der Gefühle.
Es ist nicht lange her, dass "Er" gegangen ist. Viel zu früh. Aber ihr fehlt er besonders. „Die ersten eigenen Weihnachten in der ersten eigenen Wohnung. Die waren mit ihm. Wie viele werden es jetzt wohl ohne ihn werden?“ Doch die Mama wischt sich die Träne aus dem Augenwinkel und nimmt den Topflappen, um im Ofen nach dem Rechten zu sehen. „Nachher unterm Christbaum beim Beten – da mußt dich auch noch zamreißen“.
„Die Vanillekipferl von der Oma waren aber besser“. Warum Mama ausgerechnet wegen dem Satz zu weinen beginnt, versteht der 14 Jährige nicht. Die Vanillekipferln aus dem Supermarkt schmecken einfach nicht so, wie er sie aus den Weihnachtsfeiertagen seiner Kindheit erinnern kann. Und was wäre die Vorweihnachtszeit ohne Omas Vanillekipferln? Er weiß nicht, dass seine Mutter das Rezept im Sommer stundenlang gesucht hat, als sie die kleine Wohnung ihrer Schwiegerutter im Pflegeheim räumen mußte. Damals, nach dem Begräbnis.
Damals war keine Zeit für Trauer. Da mußte sie funktionieren. Stark sein für ihren Mann. Für „den Sohn, der seine Mutter verloren hatte“. 10 Tage lang. Bis das Begräbnis endlich vorbei war. Bis heute hat er mit ihr noch nicht „darüber“ gesprochen. Und dabei hat sie bloß versucht, ihrem eigenen Sohn mit diesen Vanillekipferln aus dem Supermarkt ein wenig „wie’s früher war“ in seine Adventtage zu zaubern.
Erkennst du in diesen Geschichten ein paar Parallelen zu deinen Vorweihnachtstagen?
Tipp:
Wenn Du dieses Jahr deine Liebsten wieder unterm Weihnachtsbaum mit Tränen in den Augen das "Vater Unser" beten hörst und sie dabei "der Verstorbenen gedenken", dann nimm doch mal ein altes Fotoalbum aus dem Schrank in dem Fotos von Ihm/Ihr sind. Setz dich im Kreis der Deinen zusammen und frag sie über Früher.
Weißt du wie Oma und Opa sich kennengelernt haben?
Warum hat sich die Mama ausgerechnet den Papa aus der Clique ausgesucht?
Was hat der Onkel Toni immer dürfen und warum die Mama nicht?
Und du wirst an ihren Geschichten reicher beschenkt werden, als an je einem Weihnachtsabend zuvor. Du wirst deine verstorbenen Verwandten ganz neu kennenlernen und Gott bewahre ihr alle Lacht über die Erlebnisse und Erinnerungen an eure Verstorbenen gemeinsam.
Wären das nicht wahrhaft FROHE WEIHNACHTEN?
Comments